Manche Menschen bewerten ihren Job über. Auch Unternehmen geben Tätigkeiten schon mal eine künstliche Bedeutung. Dabei bleibt Arbeit in erster Linie das, was es ist: Arbeit.
Ein guter Freund von mir sagt immer: „Wenn Arbeit Spaß machen würde, dann gäbe es dafür kein Geld.“ Diese Ansicht teile ich zwar nicht wirklich, aber es ist dennoch etwas Wahres dran. Denn dieser besagte Freund sieht Arbeit als das an, was es für ihn ist – etwas ganz Pragmatisches. Arbeit finanziert ihm in erster Linie das Leben, das er führen möchten. Konkret bedeutet das: Arbeit ist der Tausch von Zeit gegen Geld. Wir bieten einem Unternehmen – oder bei Selbstständigen einem Auftraggeber – unsere Arbeitszeit beziehungsweise Arbeitsleistung an und erhalten dafür eine Entlohnung.
Nicht jeder Job muss sinnstiftend sein
Dennoch suchen viele Berufstätige Erfüllung, in dem, was sie jeden Tag arbeiten. Sie möchten, dass ihr Job zu einer Berufung wird, dass ihr tägliches Tun einen Sinn ergibt. Keine leichte Aufgabe. Gibt es doch relativ viele Jobs ohne tiefgreifende Bedeutung. Tägliches Copy & Paste von Datenmengen bezeichnen Arbeitgeber gerne mal als „Database Management“. Gleiches gilt für diverse andere stupide Aufgaben, bei denen interessant kreierte Jobtitel zum Einsatz kommen. Das gibt der Tätigkeit vielleicht einen schönen Namen, aber noch langen keinen tieferen Sinn. Nicht jede Tätigkeit in einem Unternehmen kann sinnstiftend sein – keine Frage. Das ist auch nicht schlimm. Manche Aufgaben müssen eben einfach gemacht werden, auch solche, die keine tiefere Bedeutung haben.
Offene und ehrliche Kommunikation ist gefragt
Die Lösung liegt eigentlich auf der Hand. Statt eine künstlicher Bedeutung zu schaffen, könnten Unternehmen auch einfach offen und ehrlich kommunizieren: „Dieser Job ist inhaltlich vielleicht nicht anspruchsvoll, er erfordert aber besondere Gründlichkeit und gehört zu unserem Tagesgeschäft dazu.“ Arbeitgeber würden staunen. Denn es gibt genug Menschen, die genau so eine Stelle suchen und gerne machen möchten – einen Job ohne Verantwortung und ohne tieferen Sinn. Manch ein Mitarbeiter zieht seine Motivation aus anderen Lebensbereichen wie beispielsweise der Familie oder den Hobbys. Ihnen ist Erfüllung im Job weniger wichtig. Das bedeutet keinesfalls, dass sie ihre Aufgabe schlechter machen als andere.
Geben Unternehmen aber vor, dass der Job unglaublich wichtig sei, wird das Gegenteil früher oder später herauskommen. Die Folge: Frustration am Arbeitsplatz. Bemerken Beschäftigte den Betrug, suchen sie sich unter Umständen einen neuen Job. Das ist nicht nur ärgerlich für den betroffenen Mitarbeiter, sondern führt zu hohen Kosten auf Arbeitgeberseite. Schließlich muss Ersatz gefunden werden, die Einarbeitung erneut erfolgen. Derjenige, der die überbewertete Bedeutung für bare Münze nimmt, richtet weniger Schaden an. Er strapaziert lediglich die Nerven seines Umfelds. Kennen wir nicht alle diesen einen Kollegen, der die Bedeutung seines Jobs ein bisschen zu bedeutend wahrnimmt?!
Anforderungen realistisch einschätzen
Zu meiner aktiven Zeit als Personaler habe ich für andere Unternehmen Kandidaten rekrutiert und Stellen besetzt. Nicht selten habe ich Fehleinschätzungen von Anforderungen für eine Tätigkeit erlebt. Es beginnt mit einer Überschätzung notwendiger Qualifikationen. Nämlich dann, wenn der besagte Database Manager einen BWL-Studium benötigt, um den ganzen Tag Dateneingaben zu tätigen. Nicht zu vergessen sind die häufig pauschal geforderten Englischkenntnisse, obwohl sich diese aus dem Tätigkeitsfeld heraus keineswegs ergeben. Ich verstehe es, dass Unternehmen für sich das Beste herausholen möchten. Ich verstehe es, dass sie nach top qualifizierten Kandidaten suchen. Aber die Anforderungen sollten zur Stelle passen. Was bringt der für eine Aufgabe überqualifizierte Mitarbeiter, der nach kurzer Zeit das Unternehmen wieder verlässt, weil sich seine Erwartungen nicht erfüllen? Der Schaden für das Unternehmen ist größer, als sich einfach einzugestehen, dass Arbeit manchmal einfach nur Arbeit ist, die jemand verrichten muss – ohne tieferen Sinn.
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