Du willst das Hamsterrad verlassen? Du hast genug von klassischen Arbeitsmodellen und dem starren Alltag im Job? Dann geht es dir wie vielen anderen Beschäftigten – und wie mir vor einigen Jahren.
Raus aus dem Hamsterrad
Vor knapp acht Jahren habe ich meine Selbstständigkeit gestartet. Meinen sicheren Angestellten-Job hatte ich drei Monate zuvor dafür gekündigt. Es war keineswegs die erste Kündigung, die ich in meinem Leben getätigt habe. Zu oft saß ich frustriert am meinem Arbeitsplatz und dachte, ein Jobwechsel macht es vielleicht etwas besser. Falsch gedacht. Ein BWL-Studium und mehrere Arbeitgeber später stand für mich fest: Ich möchte unabhängig und selbstbestimmt arbeiten. Die logische Schlussfolgerung hieß Selbstständigkeit. Anfang Juni dieses Jahres bin ich seit sechs Jahren als Freiberufler tätig, lebe vom Schreiben und bereise gerne die Welt – immer mit der Arbeit im Gepäck. Und ich bereue meine damalige Entscheidung keinen einzigen Moment.
Klar ist: Eine solch gravierende Entscheidung über das eigene Arbeitsleben braucht Zeit. Lange habe ich überlegt und abgewogen, ob ich diesen Schritt gehen will. Das gehört zu einem Veränderungsprozess dazu. Wichtig ist nur, irgendwann eine Entscheidung zu treffen – je nach Grad der eigenen Unzufriedenheit. Meine Frustration war irgendwann so groß, dass ich unbedingt das Angestellten-Hamsterrad verlassen wollte. Der klassische Job von Nine-to-Five – oder gerne auch mal bis spät in den Abend – war für mich kein passendes Arbeitsmodell.
Klassische Karriere? Nein, danke!
Ein gutes Gehalt kann zwar über vieles hinweg trösten, aber zu einer wirklichen inneren Zufriedenheit im Beruf verhilft es irgendwie nicht. Und die Aussicht auf eine klassische Karriere? Nein, danke. Die Perspektive, im Organigramm nach oben zu rutschen, aber eigentlich mehr oder weniger inhaltlich immer die gleiche Arbeit zu machen, scheint für viele Menschen zwar erstrebenswert zu sein. Aber für mich ergibt dieser Weg wenig Sinn. Wild kreierte Jobtitel und mehr Gehalt gehören nicht zu den Attributen, die mich auf Dauer zufrieden stellen.
Businessleute, die morgens um sieben Uhr im ICE hektisch Zahlen in Excel-Tabellen tippen oder Mails auf ihrem Smartphone beantworten, scheinen im Hamsterrad gefangen zu sein – der vermeintlichen Karriereleiter nach oben. Nicht falsch verstehen: Jeder kann für sich entscheiden, wie er sein Arbeitsleben gestaltet. Aber glücklich sehen viele dieser Menschen nicht aus. Und dann sind da noch die endlosen Meetings, das Führungsverhalten der Chefs und starre Arbeitsmodelle der Unternehmen. Um es kurz zu machen: Gründe, um auszubrechen, gibt es zahlreiche.
Digital arbeiten und unabhängig sein
Unabhängig zu arbeiten empfinde ich als Luxus. Selbst zu entscheiden, wann, wo und wie viel ich arbeite, betrachte ich als eine Art Privileg. Möchte ich mal einen Tag nicht arbeiten, lässt sich eine entsprechende Auszeit einrichten. Klar ist, meine Arbeit muss ich an anderen Tagen nachholen. Mir kommt es auf die Freiheit und Unabhängigkeit an. Mein Vorteil ist, dass ich digital und mobil arbeite. Ich kann von überall aus meine Aufgaben erledigen. Und das funktioniert heutzutage in sehr vielen Berufsbereichen.
Trotz allem finde ich meine Arbeit oder einzelne Bestandteile davon auch mal stressig und lästig. Auch das gehört dazu. Aber insgesamt habe ich mir ein Lebensmodell geschaffen, das ich sehr schätze. Arbeiten von den schönsten Orten der Welt aus relativiert das ein oder andere Negative im Beruf. Es gibt nämlich viel mehr als Arbeit. Bei meinem Lebensstil als New Worker gehe ich keiner Karriere nach oder laufe dem Erfolg hinterher. Vielmehr geht es darum, sich mit seiner Arbeit ein unabhängiges, selbstbestimmtes und freies Leben zu ermöglichen.
Es gibt mehr als Nine-to-Five
Warum erzähle ich das alles? Weil ich mit meinen Erfahrungen andere zu einem Neuanfang motivieren möchte. Der Job muss weder frustrieren noch soll er super happy machen. Aber er sollte irgendwie zu der eigenen Persönlichkeit passen und einem das Leben ermöglichen, das man führen möchte – und nicht umgekehrt. Viele Menschen sind unzufrieden mit ihrem Arbeitsleben und harren über Jahre in einem Job aus, den sie nicht machen möchten. Ein vermeintliches Gefühl der Sicherheit kann diese Unzufriedenheit kaum aufwiegen. Und wenn wir ehrlich sind: Welcher Angestellte ist heute noch sicher in seinem Job? Von daher braucht es vielleicht etwas Mut, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Aber dafür hat die Arbeitswelt hat so viel mehr zu bieten als nur Nine-to-Five.
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